Afrikanischer Jesus - Diakon Karlheinz Six

Diakon Karlheinz Six

Die Hochzeit

Die christliche Trauung ist ein bedeutendes Ereignis, das die Vereinigung von zwei Menschen vor Gott und in der Gemeinschaft der Gläubigen symbolisiert. Die Zeremonie umfasst Rituale wie den Austausch von Eheversprechen, symbolisiert durch die Ringe, und den Segen durch die begleitenden Priester oder Diakon. Erfahren Sie mehr über die Bedeutung und den Ablauf einer christlichen Trauung in diesem Artikel.

Symbolbild: Hochzeit, Trauung, Ehe

Lassen Sie mich gleich einmal sehr nüchtern beginnen: Nach mehr als 20 Ehejahren weiß ich, dass es in einer Ehe nicht immer romantisch zugeht und dass man in einer Beziehung nicht nur Höhen, sondern auch einige Tiefen durchlebt. Dort, wo Liebe, gemeinsames Gespräch, Offenheit füreinander und Eingeständnis der eigenen Fehlerhaftigkeit vorherrschen, können aber auch diese Tiefen gemeinsam überstanden werden.

Papst Franziskus
Die Ehe ist das Bild der Liebe Gottes zu uns. Denn auch Gott ist Gemeinschaft: Die drei Personen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes leben seit jeher und für immer in vollkommener Einheit. Und eben das ist das Geheimnis der Ehe: Gott macht aus den beiden Eheleuten eine einzige Existenz.

Das Sakrament der Ehe

Nicht die Trauung ist das Sakrament, sondern die Ehe selbst. Die Trauung ist sozusagen nur der Startschuss. Sakrament wird die Ehe deshalb genannt, weil die Liebe der Ehepartner die Liebe Gottes zur Welt vergegenwärtigt. So sagt ja auch P. Franzikus: „Die Ehe ist das Bild der Liebe Gottes.“ (Siehe obiges Zitat) Also: Zwei Menschen versprechen sich vor Gott, dass sie in guten wie in schlechten Zeiten zueinander stehen werden, treu sein werden – wie auch Gott zu uns Menschen treu ist. Diese Treue drückt sich in der Ehe in vielfältiger Weise aus: im bleibenden Stehen zueinander wie auch im Einstehen füreinander, gerade wenn es gilt, schwierige Situationen zu meistern, oder wenn man in der Beziehung gerade einmal eine Wüstenerfahrung durchmacht. Die Treue umfasst zudem die Sexualität, die eine der wichtigsten Ausdrucksweisen der gegenseitigen Liebe darstellt.

Zu einer christlichen Ehe gehören einige Merkmale: die unauflösliche Treue der Ehepartner, die Offenheit für Kinder und der gemeinsam gelebte christliche Glaube. Diese Merkmale müssen ausdrücklich bejaht werden. Zudem spenden die Eheleute sich gegenseitig das Sakrament. Der anwesende Diakon oder Priester ist lediglich der Assistent der Brautleute.

Papst Franziskus
Nach der lateinischen Tradition der Kirche sind der Mann und die Frau, die heiraten, die Spender des Sakraments der Ehe. Indem sie ihren Konsens erklären und ihn in der körperlichen Hingabe zum Ausdruck bringen, empfangen sie eine große Gabe. Ihr Konsens und die Vereinigung ihrer Körper sind die Mittel des göttlichen Handelns, das sie ein Fleisch werden lässt.

Der Glaube

Das Sakrament ist Teil des christlichen Glaubens, kein Kulturgut. Dieser Glaube spricht auch davon, dass Gott die Liebe ist und aus dieser Liebe heraus, die Welt und den Menschen geschaffen hat. Als Mann und Frau hat er den Menschen geschaffen – unterschiedlich, aber gleich an Würde und Bedeutung. Wenn also beide Ehepartner diesen Glauben nicht annehmen oder angenommen haben, ist es auch nicht sinnvoll, eine christliche Trauung vorzunehmen. Lesen Sie einmal das christliche Glaubensbekenntnis durch und überlegen Sie für sich, was davon Sie glauben können und was nicht.

Überlegen Sie daher gut, ob Sie wirklich eine christliche Ehe eingehen wollen. Wenn sie ein schönes Fest feiern möchten, gibt es noch andere Möglichkeiten.

Gern bin ich bereit, mit Ihnen darüber zu sprechen. Gemeinsam können wir Ihrem Glauben auf die Spur kommen.

Gleichgeschlechtliche und wiederverheiratete Paare

Nach der derzeitigen Lehre der katholischen Kirche ist es noch nicht möglich, dass gleichgeschlechtliche Paare oder Paare, bei denen mindestens ein Partner geschieden ist, heiraten. Das Leben spielt aber nicht immer nach den Regeln der Kirche. Auf dem Weg zu einer (neuen) Partnerschaft kann es oft sehr steinig sein, der nicht ohne Verletzungen überwunden worden ist.

Wenn also im Leben einmal etwas daneben gegangen ist oder man die kirchliche Ansicht nicht vollständig lebt – wer tut das schon? – heißt das nicht, dass deshalb schon alles schlecht ist. Daher ist eine Segnung sowohl gleichgeschlechtlicher wie auch wiederverheirateter Paare möglich – unter der Voraussetzung, die für alle Paare gilt, nämlich dass diese Segnung Wunsch und Ausdruck des persönlichen, christlichen Glaubens ist.

Konfessions- und religionsverbindende Ehen

Selbstverständlich ist es auch möglich, dass Partner*innen katholisch heiraten, die nicht derselben Konfession oder Religion angehören. Je nach Situation sind hier andere organisatorische Fragen zu beachten. Aber das können wir auch beim ersten Gespräch klären. Sollten Sie davon betroffen sein, empfehle ich Ihnen diese Podcast-Episode, die ganz praktische und emotionale Themen bespricht.

Die Trauung

Die Trauung soll ein schönes Fest werden, an dem auch die Familien teilhaben können. Es ist ein besonderer Tag, der entsprechend gewürdigt werden soll. Daher ist es wichtig, dass die Brautleute eigene Überlegungen zur Feier der Trauung anstellen, damit es zu „ihrer“ Feier wird. Auch andere Familienmitglieder sollen eingebunden werden. Darüber können wir gern sprechen. Einige Tipps dazu finden Sie auf dieser Homepage unter dem Link „Tipps“.

Im Laufe der Geschichte haben sich bei der Trauung einige Elemente eingeschlichen, die heute noch Bestand haben, aber weder zeitgemäß noch mit dem christlichen Glauben vereinbar sind. Bitte lesen Sie sich die nachfolgenden Zeilen aufmerksam durch und besprechen Sie das gemeinsam. Bei unserem ersten Treffen möchte ich dann mit Ihnen darüber ins Gespräch kommen.

Der schönste Tag im Leben?

Immer wieder hört man: „Die Hochzeit ist der schönste Tag im Leben.“ Oder noch deutlicher: „Die Hochzeit ist der schönste Tag im Leben einer Braut.“

Wir neigen heute dazu, die Hochzeit und dann auch die Ehe mit aller Romantik zu überfrachten, mit hohen Erwartungen und Hoffnungen. Das alles kann weder eine Hochzeit noch eine Ehe einhalten. Frust, Enttäuschungen und Konflikte sind die Folge.

Hand aufs Herz: Wer kann schon sagen, ob die Trauung oder zum Beispiel die Geburt der eigenen Kinder schöner gewesen ist? Oder der erste Kuss? Oder das Überleben nach einem schweren Unfall?

Aus meiner Sicht soll die Hochzeit daher eine besonders schöne Feier werden. Mit den Füßen aber am Boden.

Ein Tag für die Braut?

Die Braut steht ganz im Mittelpunkt. So denken viele. Auch die Männer. Und so werden dann auch die Hochzeiten vorbereitet.

Viele Bräutigame sagen, dass ganz die Wünsche der Braut im Zentrum stehen sollen. Das ist ein schöner Ausdruck der Liebe des Mannes zu seiner Frau – und manchmal auch ein Ausdruck der Bequemlichkeit.

Bei der christlichen Trauung geht es aber immer um die Liebe der beiden Ehepartner zueinander und um Gottes Liebe zu den Menschen. Und nicht nur um einen Menschen.

Bereiten Sie die Trauung also so vor, dass Sie beide und ihre gemeinsame Liebe zur Geltung kommen. Weder Braut noch Bräutigam sind wichtiger als der*die jeweils andere.

Einzug in die Kirche

Dazu gehört auch, dass beim Einzug in die Kirche, die Brautleute gemeinsam einziehen!

Das alte Ritual, dass der Vater die Braut zum Altar führt, ist längst überholt und sollte nicht mehr praktiziert werden. Dieses Ritual drückt aus, dass Frauen Besitz von Männern sind. Jetzt, bei der Hochzeit, wechselt die Frau den Besitzer.

Sie sehen also: Ein altes patriachales Ritual. Es passt weder in unsere Zeit noch zum katholischen Glauben.

In der christlichen Trauung feiern wir jedoch, dass zwei Menschen – gleichberechtig und gleich an Würde – sich frei für die Liebe entscheiden. Es geht nicht um die Veränderung von Besitzverhältnisse. Dies soll durch einen gemeinsamen Einzug deutlich werden.

Brautjungfern

Ähnliches gilt auch für Brautjungfern: Ihr Einsatz passt aus zumindest zwei Gründen nicht zu einer katholischen Eheschließung.

Zum einen wird dadurch auf die Braut ein zu starkes Gewicht gelegt, das der Gleichberechtigung von Mann und Frau zuwider läuft.

Zum anderen stammt diese Tradition aus einem nicht-christlichen Umfeld: Die Brautjungfern sollten jene bösen Geister ablenken und verwirren, die von der Braut Besitz ergreifen wollen.

Der Brautschleier vor dem Gesicht

Der Brautschleier generell gilt heute eher als modisches Accessoire zum Brautkleid und das kann er auch sein.

Es gibt aber eine Form des Brautschleiers, die heute problematisch erscheint, nämlich der Brautschleier, der das Gesicht verhüllt. Dieser gilt als Zeichen für die Jungfräulichkeit der Frau.

Gut, welches Ehepaar geht heute noch jungfräulich in die Ehe. Aber abgesehen davon, steckt dahinter wieder eine Degradierung der Frau: Auf symbolischer Ebene wird ihre Sexualität thematisiert, während die Sexualität des Mannes kein Thema ist.

Ich rate daher dringend von diesem Gesichtsschleier ab.

Lieder und Texte bei der Feier

Viele Brautleute wünschen sich bestimmte Texte und Lieder für ihre Trauung. Das ist sehr gut, da so die Feier zu ihrer Feier wird.

Beachten Sie dabei bitte, dass es eine religiöse Feier ist. Was meine ich damit?

Es ist kein Problem, nicht-deutsche Lieder oder auch „weltliche“ Lieder zu spielen und zu singen. Nur sollte durch die Auswahl von Texten und Liedern der religiöse Charakter der Feier nicht verloren gehen. Es sollen also gerade bei der Liedauswahl immer auch christliche bzw. mit dem Glauben vereinbare Lieder gespielt und gesungen werden. (Siehe auch hier!)

Werfen von Reis

Es hat sich auch eingebürgert, beim Auszug außerhalb der Kirche Reis zu streuen. Viele Pfarren verbieten das mittlerweile, weil die Reinigung nur sehr schwer möglich ist. Daher verwendet viele mittlerweile Seifenblasen.

Ich möchte Sie bitten, vom Reiswerfen tatsächlich Abstand zu nehmen. Für Milliarden von Menschen ist Reis ein Grundnahrungsmittel, mit dem wir auch entsprechend umgehen sollen.

 

Wie ich oben schon gesagt habe: Setzen Sie sich gemeinsam zusammen und diskutieren Sie diese Themen einmal für sich durch.

Alles in allem freue ich mich darauf, gemeinsam mit Ihnen diese besondere Feier gestalten zu dürfen.

Und zum Abschluss noch ein Podcast, den ich mit meiner Frau Anja anlässlich zu unserem 25. Hochzeitstag aufgenommen habe. Viel Spaß beim Hören und ich freue mich über Ihre Kommentare.

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