Karlheinz Six

Silas Aufstieg und Untergang

Bild: Silas Aufstieg und Untergang
Silas sitzt bei feuchtfröhlicher Stimmung mit seinem Freund im Wirtshaus. So beginnt eine Geschichte, die ich im ersten Entwurf geschrieben habe.
Hier lest ihr eine völlig unkorrigierte erste Version einer Geschichte, die ich in den nächsten Monaten weiter bearbeiten möchte.
 

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In feuchtfröhlicher Stimmung stießen die beiden Kumpanen ihre Becher voll Wein aneinander und tranken in einem Zug, bis der Boden wieder Luft bekam. An ihren feuchten Lippen sah man, dass es nicht der erste Becher war. Mit lauter Stimme begann beide falsch zu singen:

Der Gott, so groß und wunderbar,
hält immer zu uns Menschen.
Auch wenn wir Schurken sind,
bleibt er doch immer da.

Schon war die Wirtin wiedern an ihrem Tisch und entleerte die Luft mit Wein aus ihren Bechern.

„So is’ recht, Weib. Schenk nur ordentlich voll.“

„Aber sag mal, Silas“, meinte der eine, „wie bist du an diesen Batzen Groschen gekommen?“

„Ja, das möchtest du wohl wissen.“

„Sonst hätte ich nicht gefragt.“

„Aber du musst mir schwören, es niemanden zu erzählen.“

„Versteht sich doch von selbst.“

„Ich habe Madulsagewürze verkauft.“

„Und woher hast du die?“

„Als ich am Weg von Pregg nach Kahlfeld war, kam mir eine Kutsche mit rasender Geschwindigkeit entgegen. Ich konnte mich im letzten Moment in den Straßengraben retten. Wie dann die Kutsche um die Kurve krachte, fielen rückwärts vier Päckchen Madulsagewürz heraus.“

Silas unterbrach sich, denn die Wirtin kam wieder herbei. „Na, hebt schon die Becher hoch. Die sind ja schon wieder leer“, sagte das Weib mit anzüglicher Heiterkeit.

Brav wie die beiden waren, hielten sie die Becher hoch und bekamen nochmals eine Portion Wein.

„Und wie ging es weiter?“ fragte der eine, nachdem die Wirtin wieder außer Hörweite war.

„Ich nahm die Päckchen und habe sie in Kahlfeld auf dem Schwarzmarkt verkauft. Das hat richtig gutes Geld gebracht.“

„Jaja, die Dummen haben das Glück.“

„Du sagst es!“

„Dabei fällt mir die Sache ein, die wir vor einem Jahr am Markt in Mauken gedreht haben. Das hat auch einen Batzen gebracht.“

„Ja, genau. Das waren noch Zeiten! Da war der Jockel noch dabei. Was ist mit dem eigentlich passiert?“

„Ich habe keine Ahnung. Wir mussten ja flüchten und von da an, habe ich ihn nicht mehr gesehen.“

Die Wirtin stand schon wieder beim Tisch, um die leeren Becher nachzufüllen.

„Sag mal, Tandel-Wirtin, was ist eigentlich aus dem Jockel geworden?“

„Tot.“

„Wie tot?“

„Na, wie schon? Gestorben ist er.“

„Wie denn das?“

„Der hatte zu viel von dem neuartigen Gewürz geschnupft.“

„Von dem Madulsa?“

„Ja. Da drüben in der Ecke is’ er g’hockt und hat sich nicht mehr g’rührt. War a ordentliche Schinterei, den wegzubekommen.“

Die beiden Kumpanen schauten sich verdutzt an. Damit hätten sie nicht gerechnet.

Sie hoben die Becher an und sagten: „Auf unseren Kumpel Jockel. Seine Seel’ soll ruhen in Frieden.“

Auf ex und schon schenkte die Wirtin nach.

„Sag mal, Wirtin“, fragte der eine, „hast nicht a paar Musches für uns?“

„Aber sicher doch.“ Die Wirtin gab ein Handzeichen und schon kamen vier junge Damen an den Tisch, eine zierlicher als die andere. Hübsch waren sie anzusehen, wie sie unaufdringlich lächelnd einen Arm in die Hüfte gestützt vor den beiden Kumpanen standen. Da konnte einem weingefüllten Mann schon mal das Herz und dann die Hose aufgehen.

„Ich nehm’ die Rote.“

„Und ich die Schwarze.“

Gemeint war in beiden Fällen die Haarfarbe. Die beiden angesprochenen Mädchen setzten sich an die Seite ihrer Wahlmänner. Diese umschlangen mit ihren Armen die Hüfte der Damen und zogen sie ruckartig an sich heran. Die Wirtin schenkte nochmals voll, auch die Becher der neu Hinzugekommenen. Die anderen beiden Damen machten sich wieder vom Tisch.

So nahm der Abend seinen Lauf. Man säuselte nette Worte ins Ohr, man schäkerte, man schmeichelte. Die Damen förderten die frohe Stimmung, lachten mit und verhielten sich verführerisch.


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