Die Zukunft von Shell in Nigeria hat eine neue Wendung genommen: Im Januar 2025 verkaufte das Unternehmen seine verbleibenden Onshore-Ölgeschäfte für 2,4 Milliarden US-Dollar an lokale Firmen. Dieser Rückzug markiert das Ende jahrzehntelanger umstrittener Operationen, die von massiven Umweltverschmutzungen und Menschenrechtsverletzungen begleitet wurden. Während die nigerianische Regierung nun versucht, die Ölproduktion in Regionen wie Ogoniland wieder aufzunehmen, fordern Aktivisten umfassende Umweltreinigungen und betonen die Notwendigkeit von Transparenz und Verantwortlichkeit. Gleichzeitig läuft vor dem Londoner High Court eine Klage tausender Anwohner, die Shell und seine nigerianische Tochtergesellschaft SPDC für jahrzehntelange Umweltschäden zur Verantwortung ziehen wollen.
Die Proteste gegen Shells Umweltpraktiken reichen bis in die 1990er Jahre zurück, als das Volk der Ogoni gegen die massiven Ölverschmutzungen im Nigerdelta aufbegehrte. Diese Proteste wurden von der nigerianischen Militärregierung brutal niedergeschlagen. Shell wurde beschuldigt, das Militär indirekt unterstützt zu haben, indem es beispielsweise Transportmittel bereitstellte und in mindestens einem Fall einen berüchtigten Militärkommandanten bezahlte. 1995 kam es zur umstrittenen Hinrichtung des Schriftstellers und Aktivisten Ken Saro-Wiwa sowie acht weiterer Ogoni-Aktivisten, was weltweit Empörung auslöste.
Obwohl Shell nun seine Onshore-Geschäfte abgestoßen hat, bleiben Fragen zur Verantwortung für die jahrzehntelangen Umweltschäden offen. Die nigerianische Regierung steht vor der Herausforderung, eine nachhaltige Ölproduktion zu gewährleisten, die nicht erneut zur Zerstörung der Umwelt führt. Es bleibt abzuwarten, ob der Wechsel zu lokalen Betreibern zu einer Verbesserung der Umweltstandards führen wird oder ob sich die Probleme der Vergangenheit wiederholen.