Afrikanischer Jesus - Diakon Karlheinz Six

Diakon Karlheinz Six

Segnungen

Segnungen werden oft als magische Rituale missverstanden. Im Lateinischen heißt „segnen“ „benedicere“, was eine Wortkomposition ist und soviel heißt wie „jemanden etwas Gutes zusprechen“. Das deutsche Wort „Segen“ kommt vom Althochdeutschen „Segan“, welches wiederum ein Lehnwort vom lateinischen Wort „signum“ (zu Deutsch „Zeichen“) ist.

Soviel zu den Worten. Für das Christentum gilt: Mit Zeichenhandlungen wollen wir das Gute, das Gott uns zugesprochen hat, hervorheben und feiern. Der Segen fügt nichts hinzu, sondern hebt hervor, was schon da ist: die lebensbejahende Liebe Gottes zu den Menschen. Der Segen trifft immer die Menschen, auch dann wenn Gegenstände gesegnet werden. Das Gesegnete wird somit zu etwas Heiligem, weil es herausgehoben wird aus dem Alltag. Es erinnert uns dann ganz besonders an das Wirken Gottes in der Welt.

Grundsätzlich kann jeder jeden segnen. Dazu braucht man keinen Priester oder Diakon. So segnen Eltern ihre Kinder oder Familienmitglieder sich gegenseitig oder man kann einfach auch Menschen segnen, die einem begegnen. Für größere Segensfeiern empfiehlt es sich, jemanden um Unterstützung zu bitten, der*die Erfahrung damit hat. Viele Segensfeierleiter*innen, Diakone und Priester sind gern dazu bereit.

Segnung

Haussegnugen, Kindersegnungen, Blasiussegen – das sind nur einige Segensfeier, die durchgeführt werden können. Aber auch zu besonderen familiären Anlässen können Segnungen durchgeführt werden: beim Hochzeitsjubiläum, nach einem schweren Unfall oder bei anderen besonderen Lebensereignissen. Zu ein paar Arten von Segensfeiern, manche davon sehr umstritten, möchte ich etwas sagen.

Kindersegnung statt Taufe

Viele Eltern haben die Einstellung, dass ihrem Kind die Religion nicht aufdrängen wollen. Das Kind soll selbst entscheiden. Daher möchten sie auf die Taufe verzichten. Andere wiederum verstehen sich zwar als Christ*innen, können aber mit dem, was Taufe bedeutet, nur wenig anfangen.

Daher entscheiden sich manche Eltern, ihre Kinder nicht taufen zu lassen. Gott schaut dennoch in Liebe auf dieses Kind. Dies kann in einer eigenen, sehr schön gestalteten Segensfeier zum Ausdruck gebracht werden.

Die Taufe kann ja jederzeit nachgeholt werden. Meistens geschieht es dann im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung.

Lesen Sie hier mehr zur Taufe.

Segnung von geschiedenen und wiederverheirateten Paaren

Wenn eine Beziehung in die Brüche geht und scheitert, ist das für alle Beteiligten – unabhängig von der Schuldfrage – eine schlimme Erfahrung. Es scheitert dabei nicht nur eine Beziehung, sondern auch Lebensträume und -hoffnungen. Der Scheiternde wird von Gott aufgefangen. Die Bibel erzählt viele Geschichten von gescheiterten Menschen; angefangen von Adam und Eva, deren Sohn Kain, Mose, Jona, Petrus, die Frau, die die Ehe gebrochen hat und nicht zuletzt Jesus selbst. Gott nimmt sich dieser Menschen besonders an.

Daher spricht auch nichts dagegen, jenen dieses Handeln Gottes zu vermitteln, die in der Ehe gescheitert sind. Das Eheversprechen, das einmal gegeben wurde, ist damit nicht vom Tisch. Es kann gar nicht vom Tisch sein, denn wenn wir vom Scheitern sprechen, dann wird das ursprüngliche Versprechen ernst genommen. Würde es nicht ernst genommen werden, würde man auch nicht vom Scheitern sprechen.

Ich bin daher bereit, eine Segnung für wiederverheiratete Paare zu feiern. In der begleitenden Vorbereitung ist mir dabei wichtig hinzuschauen, wie viele Konflikte noch bestehen und wie sehr versucht wurde, Versöhnung zu erreichen, wie sehr man sich bemüht hat, die Ehe aufrecht zu erhalten und vor allem wie mit den Kindern umgegangen wird.

Was für mich ganz besonders bedeutsam ist: Die Segnung muss ein Bedürfnis aus dem Glauben heraus sein; sie soll nicht zum feierlichen Aufputz für die zweite Hochzeit werden.

Segnung gleichgeschlechtlicher Paare

Grundsätzlich gilt, dass niemandem der Segen zu verweigern ist, der um einen solchen bittet. Es ist immer Gottes Segen und niemals der Segen des Diakons oder Priesters. Derzeit anerkennt die katholische Kirche die Beziehung zwischen homosexuellen Menschen nicht als mit der Ehe gleichwertig. Sowohl das neue Verständnis einzelner Bibelstellen als auch die neuesten Forschungen zur Homosexualität sollten dazu beitragen, dass die Kirche in diesem Punkt ihre Haltung verändert. Jesus selbst spricht zum Beispiel mit keinem einzigen Wort über Homosexualität.

Wie dem auch sei: Bitten homosexuelle Menschen um eine Segnung, ist sie nicht einfach zu verweigern. Gern bin ich mit Ihnen im Gespräch und gemeinsam finden wir jene Form der Feier, die sowohl Ihnen als auch dem christlichem Glauben entspricht.

Ebenso wie bei Segnungen von wiederverheirateten Paaren gilt auch hier: Die Segnung muss ein Bedürfnis aus dem Glauben heraus sein; sie soll nicht zum feierlichen Aufputz für die standesamtliche Eheschließung oder Verpartnerung werden.

Hier zwei Podcasts, indem ich genauer auf dieses Thema eingehe.

Speisesegnungen am Karsamstag

In Südösterreich sind die Speisesegnungen am Karsamstag und die anschließende Osterjause sehr weit verbreitet.

Trotz dieser Verbreitung empfinde ich diese Tradition als Entwertung des Karsamstages. Daher habe ich mich schon vor Jahren dazu entschlossen, diese Speisegnungen nicht vorzunehmen.

Jeder einzelne Tag an Ostern stellt einen wichtigen Schritt Jesu von der Verhaftung bis zur Auferstehung dar. Am Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe. Im Mittelpunkt steht, dass Jesus tot ist und im Grab liegt. An diesem Tag schon die Osterjause zu geniesen, halte ich daher für unangemessen.

Diese Tradition ist für mich eher ein Zeichen dafür, dass wir den Tod, das Totsein von Menschen nicht aushalten können. Wir verdrängen es hinter einem vorgezogenen Osterfest.

Üblicherweise erfolgt die Speisesegnung erst am Ostersonntag. Ich weiß, das es utopisch ist, aber dennoch wüsche ich mir, dass wir das auch in Südösterreich in Zukunft so feiern.

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